Publications
VAASAN YLIOPISTON JULKAISUJA
PROCEEDINGS OF THE UNIVERSITY OF VAASA
REPORTS - SELVITYKSIÄ JA RAPORTTEJA 93

Anita Nuopponen – Terttu Harakka – Rolf Tatje (Hrsg.)

Interkulturelle Wirtschaftskommunikation -
Forschungsobjekte und Methoden

VAASA 2002
ISBN 951-971-1
ISSN 12-7118

Orders: Editorial Assistant Tarja Salo, Tarja.Salo@uwasa.fi, http://www.uwasa.fi/julkaisu/index-en.html

INHALTSVERZEICHNIS - CONTENTS

Vorwort

Angelika Hennecke und Hartmut Schröder
Theoretische und methodologische Überlegungen zum Forschungsgebiet ”Interkulturelle Wirtschaftskommunikation”

Bernd Spillner
Monikielisyys, kontrastiivinen kielitiede, kulttuurienvälinen erikoiskielisten tekstien vertailu

Gudrun Clemen
Hedging in English Journalistic Economics

Terttu Harakka
Stereotypes and Realities in Finnish-Japanese Business Communication

Sam Inkinen
Media, Rhetoric, Utopian Thought – Some Critical Remarks on Electronic Utopias and Techno-optimistic Rhetoric

Merja Koskela & Nina Pilke
Annual Report – the Company's Calling Card. A Comparison of Finnish, German, and Swedish Annual Reports

Anita Nuopponen
Language Policies of the Intercultural business Communication on the WWW

Luana Peotta
Zur Produktionspragmatik interkultureller Fachkommunikation – Juristische Texte im deutsch-finnischen Handelskontakt

Bernd Spillner
Fachtexte im interkulturellen Vergleich. Kontrastive Pragmatik deutscher, finnischer und französischer Wirtschaftstexte

Stanka Stojanova
Zur Interkulturalität von Werbekampagnen

Rolf Tatje
Anzeigenwerbung in finnischen, schwedischen und deutschen Tageszeitungen im Kontrast – Versuch eines linguistisch-semiotischen Vergleichs

Sonja Vandermeeren
Fremdsprachenbedarf in finnischen Unternehmen

Marjo Vesalainen
Gefühle oder Vernunft? Was zählt mehr in der Rhetorik der deutschen und finnischen Werbeprospekte?

Vorwort

Die Kontrastive Linguistik als synchron beschreibender, anwendungsorientierter Zweig der Sprachvergleichung hat in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich ihren Gegenstandsbereich erweitert. Dazu gehört vor allem, daß sachbezogene fachsprachliche Texte analysiert werden und daß sie in kommunikativen Zusammenhängen verglichen werden. Als wichtiger Lehr- und Forschungsbereich hat sich dabei die Wirtschaftskommunikation herausgebildet.

Zwar haben in der praktischen Sprachvermittlung – sowohl muttersprachlich wie fremdsprachlich – Kurse zur Handelskorrespondenz eine lange Tradition. Hier gibt es – wenngleich oft mit veralteten Lehrmaterialien – ein reiches Angebot an Handelsschulen, Volkshochschulen und bei privaten Anbietern. Im internationalen Bereich erfreuen sich Kurse in 'Wirtschaftsdeutsch', 'Wirtschaftsenglisch', 'Wirtschaftsfranzösisch', 'Wirtschaftsspanisch' etc. beim Goethe-Institut, dem British Council, der Alliance Française, dem Instituto Cervantes etc. großer Nachfrage. Auf höherem Niveau bieten die auslandsorientierten Industrie- und Handelskammern Ausbildungsgänge und Zertifikate an. Quantitativ gesehen wird Deutsch als Fremdsprache nicht mehr gelernt, um Goethes Gedichte ohne Übersetzung zu lesen, sondern um Geschäftsbriefe zu schreiben. Französisch wird nicht mehr gelernt, um Victor Hugo zu rezitieren, sondern um in der Frankophonie Verhandlungen zu führen.

Die Erfahrungen aus der Lehre haben vielfältige kulturelle Unterschiede zu Tage gefördert. Kein Wunder, daß die sprach- und kommunikationswissenschaftliche Forschung – wenn auch mit einiger Verspätung – nachzieht. Erst in den letzten Jahren hat sich nämlich ein eigenes Forschungsfeld ' Interkulturelle Wirtschaftskommunikation' etabliert. Zu den Forschungsgegenständen gehören die Bereiche Marketing, Personalwesen und Unternehmensorganisation; die wichtigsten wissenschaftshistorischen Traditionslinien sind das Fach Internationales Management im Rahmen der Betriebswirtschaftslehre, die – bereits in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts konzipierte – Wirtschaftslinguistik, die pragmatisch orientierte Kontrastive Linguistik, die moderne Fachsprachenforschung und schließlich kulturwissenschaftliche Handlungstheorien.

Die Bedeutung des jungen Forschungsgebietes steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft; denn es ist keineswegs so, daß mehr internationale Kontakte eine bessere Verständigung garantieren. Kontaktsituationen bilden vielmehr immer auch ein Potential für Konflikte, wenn fehlende Kenntnisse und Vorurteile die Kommunikationsbeziehungen belasten. Natürlich läßt sich das vielzitierte Schlagwort von der 'Globalisierung' so interpretieren, daß internationale Uniformierung angestrebt wird, Nivellierung auf kulturellem Einheitsniveau und weltweite Kommunikation in schlechtem Englisch. Wenn es jedoch darum gehen soll, daß auch in der internationalen Wirtschaft kulturelle Vielfalt ihren Platz hat und Respekt vor gewachsenen kulturellen Traditionen und Konventionen, wenn sprachliche Unterschiede als Reichtum begriffen werden und als Ressourcen für kommunikative Vielfalt, dann kommt einem Forschungsgebiet 'Interkulturelle Wirtschaftskommunikation' eine Schlüsselfunktion im internationalen Warenverkehr zu. Längst entscheiden vor allem kulturelle und kommunikative Faktoren über den Erfolg auf den internationalen Märkten.

Der vorliegende Sammelband entstammt einer langjährigen Forschungskooperation zwischen den Universitäten Duisburg und Vaasa. Die Beiträge machen deutlich, daß die Herausforderungen der internationalen Wirtschaftskommunikation ernst genommen werden. Dabei gehen sie thematisch weit über das genannte Beispiel der Handelskorrespondenz hinaus. Das Spektrum der Beiträge reicht von eher textlinguistischen Beiträgen zu Fachtextsorten über Untersuchungen zur Werbung und ihren kulturspezifischen Stereotypen bis hin zu Analysen zum Sprachbedarf in Unternehmen und zur Rolle der neuen Medien für die Wirtschaftskommunikation.

Daß nicht nur, vor allem aber finnische und deutsche Wirtschaftssprache verglichen wird, kommt nicht von ungefähr. Es zeigt sich, daß es im zusammen wachsenden Europa ganz unterschiedliche Kommunikationstraditionen, Vertextungsmuster, Argumentationsstrategien und bildliche Präsentationen gibt. Sie zu vergleichen, zu beschreiben und als genuine Eigenheiten zu bewerten ist nicht nur eine spannende Herausforderung für die interkulturelle Linguistik, sondern auch ein Beitrag zum internationalen Wirtschaftserfolg.

Berlin und Duisburg, März 2002

Hartmut Schröder und Bernd Spillner